Prüfungsvorbereitung: Die drei Grundlagen des Lernens

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar

Wie sollen alle Fakten bloß in den Kopf wandern?

Wer gut vorbereitet in eine Prüfung geht, läuft weniger Gefahr, diese aufgrund von einer Prüfungsangst-Attacke nicht zu bestehen.

Das heißt auch, dass die Prüfungsvorbereitung eine wichtige Funktion im Themenbereich Prüfungsangst einnimmt.

Und die Theorien dafür finden sich in den Grundlagen des Lernens.

In diesem Artikel werden die klassischen Lerntheorien – der Behaviorismus, der Kognitivismus und der Konstruktivismus – erläutert.

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Zunächst seien die drei klassischen Lerntheorien, die Grundlagen des Lernens, kurz umrissen.

  1. Der Behaviorismus sieht die Lösungsorientierung als zentralen Aspekt des Lernens. Ziel ist es demnach, unterschiedliche, vorgegebene Fakten zu lernen. Dies funktioniert nach einem bestimmten Reizmechanismus, denn der Mensch reagiert passiv auf Reize.
  2. Der Kognitivismus sieht Verständnis und die Kompetenz, Probleme zu lösen als zentrale Aspekte des Lernens. Das Ziel ist dabei, über Entdeckungen Lösungswege zu finden. Der Lernende wird im Kontext des Kognitivismus als eigenständiges Individuum betrachtet, das selbstständig arbeitet.
  3. Der Konstruktivismus rückt den Erwerb von Kompetenzen ins Zentrum des Lernens. Das Ziel ist aktiv Wissen zu konstruieren und dabei auf bereits erworbenes Vorwissen zu bauen. Das Wissen, welches einen wichtigen Part im Konstruktivismus ausmacht, entsteht durch Konstruktion. Und Sinneswahrnehmungen werden in kognitiven Prozessen ausgebildet.

Eines haben diese Grundlagen des Lernens gemeinsam: die Basis. Diese heißt nämlich Neurobiologie. Betrachtet man die Theorien des Lernen und damit auch der Prüfungsvorbereitung, so wird das Lernen aus dem neurowissenschaftlichen Blickpunkt als sogenannte Aneignung von Wissen begriffen. Während sich das Gehirn Wissen aneignet, fertigt es ein Modell der Umwelt, um so weitere Handlungen zu planen und abzuleiten. Der Hippocampus spielt dabei den Detektor, der verlässlich alle Informationen auf ihren News-Charakter und auf ihre Relevanz untersucht. Wenn das Gehirn bisher Erlerntes abrufen möchte, kann es dabei auf das Langzeit- und das Kurzzeitgedächtnis zurückgreifen. Das Langzeitgedächtnis präsentiert sich in Form von synaptischen Nervenzellen.

Wortwegweiser:
Was sind eigentlich Grundlagen des Lernens und wozu brauchen wir sie?

Lerntheorien sind der Weg, um das Lernen und die Prüfungsvorbereitung psychologisch zu definieren. Dabei werden zunächst Theorien über Prinzipien und Regeln erschlossen, die anschließend empirisch be- oder widerlegt werden. Doch gerade in der Empirie liegt die Schwierigkeit, denn die reale Lernpraxis fehlt. Daher werden sie heute in der Regel als Leitlinie verstanden und von pädagogischem Fachpersonal so vermittelt.

Grundlagen des Lernens – der Behaviorismus

Vokabeln pauken klappt nach der Theorie des Behaviorismus wunderbar.
Vokabeln pauken klappt nach der Theorie des Behaviorismus wunderbar.

Wer sich mit der Lerntheorie des Behaviorismus befasst, kommt an Pawlow, Watson, Thorndike und Skinner nicht vorbei. Sie haben sich bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts sowie bis Mitte des 20. Jahrhunderts damit auseinandergesetzt, wie der passiv Lernende durch Sanktionen und Belohnungen gesteuert wird. Die gelernten Assoziationen werden durch Belohnung oder Bestrafung verstärkt oder abgeschwächt. Die Kritik am Behaviorismus macht die Theorie insbesondere für das bloße Pauken von Fakten nutzbar, denn dabei wird ins Feld geführt, dass der Lernende sich rein auf die Wiedergabe des Lernstoffes konzentriert.

Das gängigste Praxisbeispiel für die Lerntheorie des Behaviorismus, das durchaus praktikabel ist, ist das Lernen von Vokabeln oder Formeln. Immer dann, wenn kleinteiliges Wissen ebenso kleinteilig konsumiert, wiederholt und dadurch gelernt wird, zeigt sich der Behaviorismus.

Grundlagen des Lernens – der Kognitivismus

Betrachtet man die Lehre des Kognitivismus, kann man durchaus von einer Gegenbewegung gegen den Behaviorismus sprechen. Piaget, Bandura, Gagné, Bruner, Ellis und Beck sind namhafte Vertreter des Kognitivismus. Diese Theorie des Lernens setzt genau an der Stelle an, an der der Behaviorismus aufhört: am Prozess der Informationsverarbeitung. Dabei zeigen sich diverse Lernvorgänge wie das Wahrnehmen, Verstehen, Denken, Interpretieren, Entscheiden und Urteilen. Lernen bedeutet also auch, Modelle und Schemata aufzubauen. Und lernen fußt demnach auf sogenannten kognitiven Entwicklungstheorien wie beispielsweise die Assimilation (die Einordnung in bereits vorhandene Schemata) und die Akkomodation (die Anpassung von bereits vorhandenen Schemata).

Ein Praxisbeispiel aus dem Kognitivismus ist im Grunde jeder Lehrplan. Folgt eine Lehrkraft diesem, kann sie auf bereits Erlerntem aufbauen und neue Inhalte in alten Kenntnissen quasi verankern. Dabei geht es nicht um schnödes Pauken von Fachwissen, denn der Lernprozess kann und sollte individuell gestaltet werden. Die Lerntheorie des Kognitivismus ist vor der heutigen Diskussion angepasster, individuell auf die Schüler eingehender Lernpläne aktueller denn je.

Grundlagen des Lernens – der Konstruktivismus

Dewey, Reich, Vygotsky, Glaserfeld, Maturana, Schmidt und Watzlawik sind die Vertreter des Konstruktivisimus der in radikaler und gemäßigter Form Anhänger fand. Individualität ist die Parallele zum Kognitivismus, doch der Ansatz geht noch weiter und sieht den Mensch als aktiven Part, der nach Informationen sucht und gleichzeitig Konzepte und Auffassungen aus der Realität adaptiert. Die Wirklichkeit wird konstruiert, interpretiert und kommuniziert. Im Konstruktivismus ist die Vermittlung von Lerninhalten quasi unmöglich, denn das Lernen wird durch die Person selbst – und nicht die Umwelt bestimmt. So werden im Konstruktivismus Lehrer auch zu Coaches und Moderatoren, die helfen ohne zu steuern. Entscheidend ist im Konstruktivismus auch die Lernumgebung, die stimulieren soll.

In der Praxis zeigt sich der Konstruktivismus in der Anlage einer positiven Lernatmosphäre. Vorstrukturierte Lerneinheiten sind hingegen im Konstruktivismus nicht zu finden. Die moderne Didaktik folgt dem Konstruktivismus, denn sie setzt zunehmend auch auf die Eigenverantwortung der Lernenden. In diesem Zusammenhang wird auch Reflexion immer wichtiger. Allerdings lässt sich der Ansatz des Konstruktivismus nicht durchgehend anwenden.

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