Prüfungsvorbereitung in der Arbeitsgruppe: Chance oder Risiko?

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar

Entweder Sie können es – oder Sie können es eben nicht. Die Rede ist von der Prüfungsvorbereitung in der Gruppe. Während die einen auf den Austausch schwören und gut von den Aufzeichnungen der Mit-Prüflingen lernen können, lassen sich andere wiederum viel zu leicht ablenken, nutzen Lern-Sessions eher als Quatsch-Runde und können nur von den Materialien lernen, die sie selbst verfasst haben. Doch Ihnen nun nur zuzurufen „entscheiden Sie selbst“ wäre doch unangebracht in Anbetracht dieses wichtigen Themas. Daher soll nun das Für und Wider diskutiert werden.

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Rein wissenschaftlich betrachtet hat die Prüfungsvorbereitung in der Arbeitsgruppe sogar einen speziellen Namen: „Kooperatives Lernen“ nennt sich diese Form der gemeinschaftlichen Wissensaneignung. Die gängigsten Methoden sind dabei das sogenannte „Gruppenpuzzle“ bei dem jedes Gruppenmitglied einen Teil des Lernstoffs zugeteilt bekommt, welcher dann bis zum Gruppentreffen vorbereitet werden muss. Methode 2 ist das „reziproke Paarlernen“. Dabei lernt bzw. liest jedes Gruppenmitglied dieselbe Passage. Anschließend erfolgt ein Austausch darüber. Während das eine Gruppenmitglied im Anschluss daran versucht, das Thema dem Gegenüber zu erläutern, darf dieser ergänzen und rückfragen – bis letztlich das Thema von allen Seiten beleuchtet ist.

Was sind die Vorteile der Prüfungsvorbereitung in Arbeitsgruppen?

  • Prüfungsvorbereitung in der Gruppe kann emotional motivierender und inhaltlich anregender sein, als alleine vor sich hin zu pauken. Besonders positiv scheint sich Gruppenarbeit auszuwirken, wenn gemeinsam Übungen und Fallbeispiele exerziert werden. Der Vorteil liegt darin, dass jedes Gruppenmitglied seine eigene Kreativität und auch Qualität an Wissen mitbringt – was wiederum neue Gedankengänge ermöglicht.
  • Gruppenarbeit kann eine gute Prüfungsvorbereitung sein, denn in der Gruppe wird aktive Beteiligung, Argumentieren, Diskutieren und auch Strukturieren verlangt und auch geübt. An dieser Stelle werden etwaige Wissenslücken deutlich, die so idealerweise noch rechtzeitig vor der Prüfung geschlossen werden können. Bei der gemeinsamen Diskussion festigt sich das Wissen und es wird noch einmal in anderer Form verinnerlicht.
  • Auch wenn dieser positive Effekt sich nicht unmittelbar auf die anstehende Prüfung auswirkt, so muss er doch hier in der Liste der Vorteile zwingend mit aufgeführt werden. Erfolgt die Prüfungsvorbereitung in der Gruppe wird zusätzlich noch das Konfliktmanagement trainiert.

Was sind die Nachteile der Prüfungsvorbereitung in Arbeitsgruppen?

  • Prüfungsvorbereitung in der Gruppe ist sehr zeitintensiv.
  • Durch die ausschließliche Behandlung eines Themas kann es zur Überflutung des menschlichen Lernzentrums kommen.
  • Gruppen bestehen aus Menschen und interagierende Menschen laufen immer wieder Gefahr, dass Spannungen entstehen und diese in Konflikten
  • Herrscht kein ausgeklügeltes Rollensystem, kann einer schnell zum Arbeitstier werden, während die anderen nichts einbringen, sondern nur profitieren.

Verhaltensregeln für die Prüfungsvorbereitung in der Arbeitsgruppe

Wer in einer Partnerschaft lebt, muss geschriebene und ungeschriebene Gesetze befolgen. Wer in einer WG lebt, muss sich an die gemeinsam ausgehandelte Aufgabenverteilung halten. Da liegt es förmlich auf der Hand, auch für die Prüfungsvorbereitung in der Arbeitsgruppe einige Regeln aufzustellen.

Die To-Do’s in einer Arbeitsgruppe Die Dont’s in einer Arbeitsgruppe
Sinnvoll ist, am Beginn der Gruppenarbeit gemeinsame Ziele zu formulieren und diese wie ein Mantra der Gruppe zu behandeln. Schmarotzer und Faultiere haben in einer Arbeitsgruppe nichts verloren, denn hier geht es darum, dass alle Mitglieder sich einbringen.
Die Gruppenmitglieder müssen sich akzeptieren und auch Vertrauen schenken können. Demotivation und Resignation haben in einer Arbeitsgruppe zur Prüfungsvorbereitung nichts verloren.
In einer Gruppe von drei bis maximal sieben Personen halten sich Koordinationsschwierigkeiten noch im Rahmen. Sich nicht an Termine zu halten oder den vereinbarten Lernstoff nicht wie abgesprochen für die Gruppe aufzubereiten, ist ein No-Go in einer Arbeitsgruppe.
Ein ähnliches Leistungsniveau hilft, dass keiner zum Solisten oder „Star“ wird. Dieser Status Quo muss langfristig kontrolliert werden, denn Rollen- und Machtverhältnisse können sich während einer Gruppenarbeit leicht ändern. Egoismus und das „Nur-wenn-ich-es-auch-selbst-mache-hat-es-Hand-und-Fuß“-Syndrom ist in einer Arbeitsgruppe kontraproduktiv.
Der erste Schritt für eine gemeinsame Arbeit ist, die Aufgaben hinsichtlich Umfang und Zeitplanung bereits zu Beginn festzulegen. So kann ein gemeinsamer inhaltlicher und zeitlicher Fahrplan mit zu den virtuellen „Vertragsunterlagen“ der Arbeitsgruppe gelegt werden. Abschieben gilt nicht! Jeder hat sein Päckchen zu tragen und die vereinbarten Aufgaben zu erledigen (meist geht es dabei um die Zusammenfassung von Unterlagen).
In der Gruppe gilt: Das Thema ist der Prüfungsstoff – und nicht die neuesten Gerüchte. Ablenkung ist taub bzw. der neueste Tratsch muss bis zur After-Learning-Session warten.
Nach jedem Gruppentreffen müssen Aufgaben verteilt und neue Termine gesetzt werden.
Gegenseitige Motivation ist wichtig und auch ein großer Vorteil der Prüfungsvorbereitung in der Arbeitsgruppe.

Gruppenarbeit ist wie ein Selbsttest der Sozialkompetenz

Gruppenarbeit schult viele Sinne, die nicht nur in Schule, Ausbildung und Studium wichtig sind, sondern auch im Berufsleben eine entscheidende Rolle spielen.

Sozialkompetenz ist eine wichtige Eigenschaft, die jedoch nur schwer aktiv zu trainieren ist. Während der Prüfungsvorbereitung in der Gruppe können Sie sich selbst im Hinblick auf die eigene Sozialkompetenz testen. Dabei wird sich zeigen, wie verständlich Sie sich ausdrücken, wie gut Sie zuhören können, wie Sie auf Körpersignale reagieren, ob Sie offen oder eher durch die Blume kommunizieren, wie authentisch und auch kritikfähig Sie sind und wie sehr Sie fähig sind, sich in einer Gruppe an die dort geltenden Spielregeln zu halten.

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