Verhaltensänderung: Symptom und Ausweg aus der Prüfungsangst

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar

Verhaltensänderung: Symptom und Ausweg aus der PrüfungsangstEs gibt viele Arten von Symptomen, die auf Prüfungsangst hinweisen. Diese können sich im seelischen oder körperlichen Befinden, in der geistigen Fähigkeit oder sogar im Verhalten zeigen. Doch die Verhaltensänderung ist mehr als ein Symptom – sie kann auch der Weg sein, um sich aus den Fesseln der Prüfungsangst zu befreien.

 

Verhaltensänderung als ein Symptom der Prüfungsangst

Bei der Verhaltensänderung als Symptom gilt es zwischen temporär begrenzten Verhaltensänderungen und langfristigen Verhaltensänderungen zu unterscheiden. Ändert sich das Verhalten nur temporär aufgrund einer anstehenden Prüfung, kann das auch ein Zeichen für massives Lampenfieber sein, was im Grunde zwar der Startpunkt für Prüfungsangst sein kann, aber nicht zwingend sein muss. Da kann es schon mal sein, dass die Eltern mehr als im normalen Generationentwist nerven, der Freund oder die Freundin unerträglich zu sein scheint oder einen die kleinsten Nebensächlichkeiten wahrlich auf die Palme bringen können. In der Regel lässt sich dieses Verhalten unter „Stress“ verbuchen.

Es gibt jedoch auch schwerwiegendere Verhaltensänderungen, die auf Prüfungsangst zurückzuführen sind, die aber weder zielführend sind noch so schnell wieder aufgegeben werden können, wie vielleicht die schlechte Laune, die in der Prüfungsphase wahrscheinlich jeder einmal an den Tag legt. Wer vor dem Leistungsdruck flüchten will und einen Companion in Zigaretten, Alkohol, Koffein oder Essen sucht, der tut das Grundverkehrte, denn diese falschen Freunde geben nur vor, die Nervosität zu mindern. In Wahrheit nämlich greifen sie den Körper so an, dass dieser erst recht unfähig wird, sich gut auf die Prüfung vorzubereiten, mit Hirn und Verstand zu lernen und mit frischem Geist in die Prüfung zu gehen. Die Verhaltensänderung hin zum Raucher, Kaffeejunkie und Alkoholiker macht letztlich krank – und keineswegs erfolgreich.

Wird der Druck zu groß, setzen viele unter Prüfungsangst Leidende auf Alkohol oder Zigaretten. Doch der Schein trügt, denn Nikotin und Alkohol helfen nur scheinbar, die Nervosität zu besiegen.
Wird der Druck zu groß, setzen viele unter Prüfungsangst Leidende auf Alkohol oder Zigaretten. Doch der Schein trügt, denn Nikotin und Alkohol helfen nur scheinbar, die Nervosität zu besiegen.

Darüber hinaus gibt es bei denjenigen, die unter Prüfungsangst leiden, auch abweichendes Verhalten zu beobachten. Shoppen, waschen, malen oder putzen sind klassische Übersprunghandlungen, die von der eigentlichen Aufgabe ablenken sollen – nämlich in die Prüfung zu gehen oder sich konzentriert auf die bevorstehende Prüfung vorzubereiten.

Dabei gilt: In Maßen ist Ablenkung erlaubt, wenn diese dazu führt, dass der Kopf wieder frei wird und neue Kraft fürs Lernen gesammelt wird. Wenn die Ablenkung aber zum Putzzwang ausartet, dann präsentiert sich gleich die nächste zwanghafte Störung, mit der die Prüfungsangst zu übertünchen versucht wird.

Verhaltensänderung als ein Weg aus der Prüfungsangst

Dass Angststörungen keine Seltenheit sind, zeigt die folgende Grafik:

Statistik: Häufigste psychische Erkrankungen in Deutschland nach Geschlecht im Jahr 2011 | Statista

Die Tatsache, dass Prüfungsangst spezielle Verhaltensformen bedingt, öffnet auch die Pforte zu einer speziellen Therapiemethode – derjenigen nämlich, die beim Verhalten ansetzt. Die sogenannte Verhaltenstherapie gilt als die erfolgversprechendste Methode, Prüfungsangst zu therapieren. Ausgangspunkt ist hierbei eine Konditionierungsthese, die besagt, dass Verhalten (und auch Fehlverhalten) immer erlernt ist – und folglich auch umgelernt werden kann.

Das heißt in der Praxis, wenn sich Verhaltensänderungen als Symptome zeigen, kann eine Verhaltenstherapie helfen, das negative Verhalten durch positive Verhaltensweisen zu ersetzen und so einen Ausweg aus dem Teufelskreis Prüfungsangst zu finden. In der Therapiesitzung mit einem professionellen Therapeuten wird dabei solange eine neue Verhaltensweise trainiert, bis die Prüfungssituation ertragen werden kann – und einen Großteil ihres Greuls verliert.

Ein Blick in die Praxis zeigt die Möglichkeiten

  • An die Stelle von Fast Food und stapelweise Schokolade rückt gesunde, ausgewogene Ernährung. Tipp: Wurde eine Lerngruppe initiiert, so macht das Kochen in der Gruppe gleich doppelt so viel Spaß und sorgt für einen gesunden Ausgleich. Allerdings gilt: Gespräche über die Prüfung sind dann tabu. Auch zum Naschen zwischendurch eignet sich Obst und Gemüse mindestens genauso gut wie Schokolade.
  • Fernsehen zum Ausspannen ist wenig sinnvoll, denn beim Lernen kommt der Körper ohnehin nicht auf sein benötigtes Bewegungspensum, deswegen gilt: Eine Runde Joggen oder Walken zu gehen, hilft dabei, körperlich auszupowern und das Gehirn entsprechend mit Sauerstoff zu versorgen.
  • Nachtschicht vs. ein gesundes Schlafverhalten. Wer wird wohl gewinnen? Natürlich das gesunde Schlafverhalten, denn es bietet dem Körper die Chance, zu regenerieren und Kraft zu tanken – und das ist wichtig, um mit wachem Geist den Lernstoff zu pauken.
  • Regelmäßige Entspannungsübungen helfen dabei, bereits außerhalb der Prüfungsphase den Geist aktiv wahrzunehmen und auch zu pflegen. Und wer in Ruhe die Entspannungsübungen erlernt, kann diese in der heißen Phase schneller einsetzen.
Wer auf gesunde Nervennahrung setzt, tut seinem Körper mehr Gutes als beispielsweise mit verführerischen Schokolinsen.
Wer auf gesunde Nervennahrung setzt, tut seinem Körper mehr Gutes als beispielsweise mit verführerischen Schokolinsen.

Ein Verhaltensänderung kann ein Symptom von Prüfungsangst sein und gleichsam der Weg aus diesem panischen Gefängnis heraus. Wer durch ein positiv ausgerichtetes Leben ein stabiles Umfeld schafft, der kommt entspannter durch Prüfungsvorbereitung und die Prüfung selbst.

Hilfreich kann die folgende To-do-Liste sein.

Die TO DOs Die DON’Ts
Regelmäßiges Lernen und Wiederholen der gelernten Inhalte schafft zeitliche Spielräume. Sich während des Unterrichts auf die faule Haut zu legen bewirkt, dass der Turm der Lerninhalte massiv ansteigt.
Eine rechtzeitige Prüfungsvorbereitung verhindert Panik. Eine kurzfristige Nachtschicht erhöht das Risiko, Panik zu bekommen.
Ein strukturierter Tagesablauf mit Zeiträumen für sportliche Aktivität, Entspannung, Hobbys, aber auch Lern- und Schlafphasen schafft Routine und Sicherheit. Ein chaotischer Tagesablauf oder gar ein Unkoordiniertes in den Tag leben spiegelt sich oft auch in der Prüfungsvorbereitung – und ist ein idealer Nährboden für Prüfungsangst.
Ein gesunder Lebensstil ohne Drogen und mit gesundem Essen und ausreichend Bewegung hilft, körperlich fit zu bleiben – und das wirkt sich auch auf den Geist aus. Koffein, Alkohol und Zigaretten sollten nicht die Grundnahrungsmittel darstellen, denn wer den Körper schädigt, schädigt auch den Geist.
Wer an sich glaubt, kann auch erfolgreich sein. Negative Gedanken schüren Prüfungsangst.

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