Prüfungsvorbereitung: Exzerpieren, eine einfache Methode

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar

Jedes Problem braucht eine Lösung. So mancher Student sucht ein Studentenleben lang nach der Methode, die ihm hilft, sich einfach und effektiv Lernstoff anzueignen.

Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten des Lernens. In diesem Artikel soll die Methode des Exzerpierens detailliert vorgestellt werden. Ein Exzerpt zu erstellen klingt vergleichsweise einfach – doch auch dabei gibt es einiges zu beachten!

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Zunächst einmal soll via Definition diese Methode erläutert werden. Die Wortherkunft ist lateinischen Ursprungs. Das Verb „excerpere“ bedeutet hier so viel wie „auslesen“ oder „herausklauben“. Nichts anderes bedeutet auch die Lernmethode des Exzerpierens, die sowohl zum Lernen als auch als Vorstufe zur Erstellung der Hausarbeit angewandt werden kann. Das Exzerpt, also das Resultat des Vorgangs des Exzerpierens, wird dabei fast intuitiv ganz individuell gestaltet. In der Praxis bedeutet das, dass jeder Exzerpierende das herausschreibt, was für ihn ganz persönlich nötig ist, um den Inhalt anschließend auf Basis des Exzerpts noch einmal abzurufen bzw. zu lernen.

So funktioniert Exzerpieren

  1. Die Auswahl Die Frage danach, welche Quellen sich zum Exzerpieren eignen, kann im Grunde nur damit beantwortet werden, welche Fragen an die Lektüre gestellt werden. Wer seine Leitfrage formuliert hat, der kann in der Regel nach einem Blick ins Inhaltsverzeichnis bereits Auskunft darüber geben, ob sich das Exzerpieren überhaupt lohnt. Wer sich nicht aufs Inhaltsverzeichnis verlassen möchte, kann mithilfe des persönlich geeigneten Schnelllese-Verfahrens das Buch „querlesen“, um dann auszumachen, ob sich ein Exzerpt lohnt. Steht die Auswahl, welche Lektüre exzerpiert werden soll, kann’s auch schon losgehen.
  2. Zitat und Eigenleistung Der Unterschied liegt grundsätzlich darin, dass ein Zitat die Worte eines anderen wiederholt während die Eigenleistung den Inhalt in eigenen Worten wiedergibt. Bei einem Exzerpt ist die Kennzeichnung daher sehr wichtig, denn Zitate müssen in Anführungsstrichen stehen und auch später als solche wiedergegeben werden. Eigenleistung muss nicht extra gekennzeichnet werden. Wichtig ist die Unterscheidung insbesondere dann, wenn das Exzerpieren nicht als Grundlage des Lernens dient, sondern um eine Hausarbeit zu erstellen. Achtung: Wer Zitate nicht kennzeichnet, produziert ein Plagiat – und das ist strafbar!
  3. Markieren und Exzerpieren Das Markieren von wichtigen Inhalten auf Kopien von Fachbüchern kann die Vorstufe zum Exzerpieren sein, doch das Exzerpieren per se ist die Herauslösung aus dem Fachbuch-Content. Wie das Exzerpt dann letztlich zu Papier gebracht wird, hängt auch mit davon ab, wie lange ein Exzerpt der Wissensaneignung dienen soll. Gute Exzerpte sind so angelegt, dass sie nicht nur für die aktuell anstehende, sondern idealerweise auch für die nahende Abschlussprüfung wiederverwendet werden können. Das heißt, dass nicht nur der Bezug zum aktuellen Seminarthema deutlich werden muss, sondern auch zum Studienfach eine deutliche Verbindung hergestellt werden sollte. Exzerpte können digital erstellt und in einer Computerdatenbank gespeichert werden – oder ganz „altmodisch“ auf eine Karteikarte geschrieben werden.

Praxisbeispiel: Nicht für die Prüfung, sondern für das Leben lernen

Auch wenn dieser Spruch abgedroschen erscheinen mag, so ist er beim Exzerpieren durchaus sinnvoll. Ein Beispiel: Wer im 1. Semester des Lehramtsstudiums im Fach Germanistik ein Goethe-Seminar besucht und während des Semesters zahlreiche Goethe-Werke liest, tut gut daran, Exzerpte zu erstellen, die für die Zwischenprüfung, die Abschlussprüfung und vielleicht sogar für die spätere Lehrtätigkeit von Bedeutung sein können.

Eine Lehrerin berichtet:

„Ich muss zugeben, dass ich zwei Semester gebraucht habe, um Exzerpte erstellen zu können. Alles was ich in den ersten beiden Semestern meines Lehramtsstudiums gelesen und exzerpiert habe, ist für mich heute nicht mehr nachvollziehbar und damit unbrauchbar. Alles, was danach kam schon – und zwar in vielerlei Hinsicht. Ich habe nämlich heute Karteikästen die alle Werke umfassen, die ich gelesen habe.

Mag sein, dass das Internet heute all diese Informationen bietet, aber nicht in der Reihenfolge, nicht in der inhaltlichen Qualität und vor allem nicht in dieser Form, die es mir ermöglicht schneller als eine Suchmaschine Werke eines Autors, einer Epoche oder mit einem gemeinsamen Motiv herauszufiltern. Und damit habe ich schon drei wichtige Inhalte auf jeder Karteikarte verraten. Meine Karteikarten gliedere ich nämlich wie folgt:

  1. Autor: Name, Daten zu Geburt und Tod, Bildungsabschluss/intellektueller Hintergrund
  2. Werk: Entstehungsdatum, Entstehungskontext, Inhalt
  3. Epoche: Kennzeichen der Epoche, warum passt das Werk in die Epoche/warum nicht
  4. Gattung: Roman, Novelle, Drama, Gedicht etc.
  5. Interpretation: welche Ansätze sind im Werk dominant, Personenkonstellation, Motive
Wer die Kunst des Exzerpierens beherrscht, kann schon früh beginnen so zu exzerpieren, dass die Exzerpte zum ständigen Begleiter werden.

Während der Studienzeit habe ich diese Exzerpte immer wieder herausgekramt und für verschiedene Anlässe wiederverwendet. Für die Anfertigung von Hausarbeiten, für die Prüfungsvorbereitung auf Klausuren, für die Prüfungsvorbereitung auf Zwischen- und Abschlussprüfung – eigentlich waren die Exzerpte mein ständiger Begleiter und es hat mich sehr gefreut, dass ich sie immer wieder nutzen kann, denn es hat mir gezeigt, wie wertig sinnvolles Lernen ist.

Heute bin ich fertig ausgebildete Lehrerin und habe noch immer meine Karteikasten, das heißt mittlerweile habe ich fünf Karteikästen, in denen dieselben Inhalte drin sind, allerdings unterscheiden sie sich in der Sortierweise. Ein Karteikasten ist nach Autoren gegliedert, einer nach dem Werk, einer nach der Epoche, einer nach der Gattung und einer nach dem Hauptthema des Interpretationsansatzes.

Mit diesem System kann ich noch heute nachschlagen, welche literarischen Vergleiche ich beispielsweise im Deutsch-Leistungskurs ziehen kann. Dabei liegt es mir am Herzen, nicht immer dieselben Vergleiche zu ziehen, sondern andere Ansätze einzubringen. Das hilft letztlich auch meinen Schülern, denn wenn sie verstehen, wie ein Literaturvergleich praktisch funktioniert und nach welchen Kriterien verglichen wird, können sie mit allen Werken umgehen.“

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