Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar
Wer ungeduscht, mit zerzausten Haaren und zerrissenen Jeans vor der Prüfungskommission steht, der hat gleich schon mal denkbar schlechte Karten.
Nicht etwa, dass der Prüfling deswegen die Prüfung nicht bestehen könnte, aber die Grundeinstellung der Prüfer wird negativer sein, als wenn ein gepflegter Prüfling in ordentlicher Kleidung zur mündlichen Prüfung antritt. Soviel zum Aussehen. Doch nicht nur Hemd und Hose helfen dabei, die Prüfer in eine positive Grundstimmung zu bringen. Auch in punkto Körpersprache gibt es einiges zu beachten. Grund genug, diesen Beitrag dem Thema „die perfekte Körpersprache während der Prüfung“ zu widmen.
Die Stimme: Nicht nur der Inhalt, sondern auch der Ton entscheidet
Wer seine Stimme im Griff hat, strahlt Selbstsicherheit aus und auch das Vermögen, das Gegenüber vom Gesagten zu überzeugen. Deswegen sollte mit Blick auf die Stimme beachtet werden, ein angemessenes Sprachtempo an den Tag zu legen. Nicht zu schnell – sonst versteht Sie keiner, und nicht zu langsam – sonst wirken Sie wie die vielfach erwähnte Schlaftablette, lautet dabei die Richtlinie. Auch eine deutliche Aussprache (idealerweise in Hochdeutsch) ist sinnvoll, um nicht vom Inhalt der Worte abzulenken und eine positive Grundstimmung zu kreieren. Beim Sprechen ist es wichtig, den Prüfer anzusehen – so signalisieren Sie, dass Sie prüfen, ob das gesagte Wort auch ankommt.
Die Körpersprache: Die Haltung des Körpers fungiert oft als Stimmungsbarometer
Stimme und Körper in Einklang zu bringen, ist die große Herausforderung in jeder Prüfungssituation. Das heißt auch, dass es sicherlich für (negative) Verwunderung sorgen wird, wenn die Stimme selbstsicher klingt und der Blick starr in den Boden gerichtet ist. Deswegen sollte das Stimmtraining auch vor dem Spiegel erfolgen oder noch besser vor einem kleinen Plenum von Freunden.
Darauf müssen die Zuhörer achten:
- Körperspannung. Was klingt wie aus einem Body-Workout-Kurs ist auch in der mündlichen Prüfung wichtig, aber Achtung. Auch gilt es das richtige Mittelmaß zu finden, um weder „stocksteif“ dazustehen noch einen zu lässigen Eindruck zu machen.
- Körperhaltung. Der Kopf blickt Richtung Prüfkommission und ist gerade. Die Hände sind locker oder halten idealerweise etwas in der Hand, was später benötigt wird. Verschränkte Arme hingegen signalisieren eine Abwehrhaltung und das Spielen mit den Händen hinter dem Rücken lässt auf ein Geheimnis schließen.
- Gesicht. Ein offener Blick in Richtung des Gesprächspartners (des Prüfers), ein freundlicher Gesichtsausdruck und leicht nach oben tendierende Gesichtszüge machen das perfekte Prüfungsgesicht. Das Pendant sieht so aus: Ein müder Blick, der gen Boden gerichtet ist, und auch die Mundwinkel hängen nach unten. Ebenso unerlaubt ist ein ungeduldiger, genervter oder gar missachtender Blick, wenn ein Mitprüfling etwas falsch macht oder länger braucht.
Exkurs: So klappt’s mit der Prüfung, im Bewerbungsgespräch und bei der Gehaltsverhandlung
Schreiten Sie zügig und mit einem dynamisch elastischen Gang in die mündliche Kommunikationssituation, die Ihnen sowohl in Form einer mündlichen Prüfung, eines Bewerbungsgesprächs oder einer Gehaltsverhandlung bevorstehen kann. Ihre Haltung ist dabei aufrecht und locker, aber nicht lässig. Sie tragen ordentliche Kleidung, sind rasiert bzw. dezent geschminkt und wirken auf Ihr Gegenüber authentisch oder gegebenenfalls ein wenig schicker als sonst. Üben Sie einen entschlossenen Blick und auch wenn Anspannung und Groll noch so groß sind: Üben Sie, freundlich zu sein. Die Arme? Die dürfen locker, aber nicht kraftlos herunterhängen oder im Sitzen auf Tisch oder Bein abgelegt werden. Alle Gliedmaßen müssen kontrolliert und ruhig sein – d.h. Trommeln auf dem Tisch oder auf dem Bein, Händekneten und ein nervöses Wippen mit den Beinen sind in den eingangs beschriebenen Situationen ein No-Go.
Körpersprache trainieren – wie funktioniert das?
Um Körpersprache zu trainieren oder auch verstehen zu lernen, gibt es professionelle Coaching-Institute, die sich allerdings in der Regel auf den beruflichen Sektor und damit auf Bewerbungsgespräche, Vorstellungsgespräche, Gehaltsverhandlungen und Präsentationen in Meetings fokussiert haben. Allerdings gibt es an Fachschulen und Hochschulen vermehrt auch Seminare, die mithilfe von Videoaufzeichnungen arbeiten und so Schülern und Studenten ermöglichen, ihre eigene Körpersprache einmal selbst zu betrachten.
Als Prüfungsvorbereitung können ebenso Kommilitonen herhalten, denn diese sind auch fachlich versiert und würden merken, wenn vor lauter Konzentration auf die Körperhaltung das Detailwissen leidet, was natürlich nicht passieren darf. Tipp: Am besten Sie stimmen sich im Vorfeld bereits auf die Spielregeln ab, um verärgerte Gesichter im Nachhinein zu verhindern. Wird in einer Gruppe geübt, kann auch jeder ein Thema bekommen: Einer behält den Gesichtsausdruck im Blick, ein Weiterer die Körperhaltung usw.
Die „Low-Version“, die ohne die Beteiligung Dritter auskommt, ist die Spiegel-Variante. Trainieren Sie die mündliche Prüfung vor Ihrem Spiegel und seien Sie kritisch, um in jedem Fall zu merken, ob Sie nicht vielleicht doch mit den Händen spielen oder Ihr Blick vom simulierten Prüfer abweicht. Natürlich gibt es auch im privaten Bereich die Möglichkeit, ein Video zu drehen, um im Anschluss daran kritisch die Körpersprache unter die Lupe zu nehmen.
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