Tipp zur Prüfungsvorbereitung: Schlaf erhöht Leistungsbereitschaft fürs Lernen

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar

Dass ein Mensch ausreichend Schlaf braucht, ist hinlänglich bekannt. Doch was bewirkt Schlaf eigentlich? Er ist für den frischen Teint verantwortlich, den ein jeder täglich haben möchte. Er hilft bei der Regeneration von den täglichen Herausforderungen – und er unterstützt die Leistungsfähigkeit eines wachen Gehirns. Grund genug, „Schlaf“ einmal genau zu betrachten – nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass Schlaf sich positiv auf die Leistungsbereitschaft beim Lernen ausüben soll.

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Psychologen sind sich einig: Wer nicht ausreichend Schlaf bekommt, kann krank werden. Krankheiten der Psyche und des Körpers werden also durch Schlafmangel provoziert. Ebenfalls wissenschaftlich belegt ist die Tatsache, dass es bei längeren Wachphasen leichter zum gefährlichen Sekundenschlaf kommen kann. Auch leiden die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit stark unter Schlafentzug. Menschen werden gereizt, aggressiv und könnten sogar halluzinieren. So wird ganz deutlich, dass Schlaf nicht nur wichtig ist, um konzentriert lernen zu können, sondern auch um nicht krank zu werden.

Wie sehr sich Schlafmangel oder gar diagnostizierte Schlafstörungen auf den Gesundheitszustand des Menschen auswirken, zeigt diese Grafik:

Statistik: Häufigkeit ausgewählter Grunderkrankungen nach Ausprägungsgrad von Schlafstörungen 2009 | Statista

Was passiert im Schlaf?

Was während des Schlafes mit dem Körper passiert, ist überaus spannend. Einige Vorgänge im Körper werden dann nämlich zurückgefahren, andere wiederum erleben ihre Hochphase während der menschlichen Schlafphase. Blutdruck, Körpertemperatur und Herzfrequenz haben in der Tiefschlafphase Pause. Biologisch betrachtet passiert das, weil der Ruhe-Nerv, der sogenannte Parasympathikus, im Schlaf aktiv wird. Er regeneriert das Körpersystem und sorgt für den Aufbau nötiger Reserven. Übrigens: Der Geruchs-, Geschmacks- und auch Tastsinn sind während des Schlafes quasi „offline“ – nur das Hörvermögen funktioniert auch, wenn die Augen geschlossen sind und der Mensch schläft.

Stichwort: Schlafstörung – eine Volkskrankheit?

Schlafstörungen haben ganz unterschiedliche Ausprägungen. Bettflucht, Jetlag und absolute Schlaflosigkeit sind nur einige Beispiele. Knapp 100 Diagnosen haben Wissenschaftler, sogenannte Schlafforscher, mittlerweile feststellen können. Eine gute Bettausstattung (Matratze, Bettdecke, Kissen) kann in einer Vielzahl der Fälle helfen, Schlafstörungen zu mindern. Schlaf-Rituale können helfen, den Wach-Schlaf-Rhythmus stabil zu halten. Unruhestifter hingegen sollten aus der Nähe der regulären Schlafenszeit verbannt werden, d.h. in der Praxis: Keine geistig anstrengende Arbeit, kein aufregendes Fernsehprogramm, kein schweres Essen, kein Alkohol, kein Koffein. Auch ein schlecht gelüftetes Schlafzimmer kann zum Schlaf-Killer werden. Helfen all diese Maßnahme nichts, so können Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training sowie Entspannungs- und Atemübungen dabei helfen, besser zu schlafen.

Eine Studie besagt: Wer mehr schläft, kann bessere Leistungen erbringen

Die DSHS, die Sporthochschule Köln, hat sich dabei auf junge Athleten konzentriert, die unter Schlafproblemen litten – und infolgedessen weniger leistungsfähig waren als ihre ausgeschlafenen Kommilitonen. In Zusammenarbeit mit den neurowissenschaftlichen Fachabteilungen wurden Töne und Klänge ausgemacht, die sich positiv auf die Dauer und die Qualität des Schlafes auswirken können. Das Ergebnis zeigt: Die Testpersonen berichteten von einer besseren Schlafqualität. Auch das Aufwachen und die ersten Schritte nach dem Aufwachen wurden positiver bewertet.

Wie viel Schlaf ist nötig?

Pauschal ist diese Frage natürlich nicht zu beantworten, denn jeder Mensch hat ein ganz individuelles Schlafbedürfnis. Ein Blick in die Anekdoten von anno dazu mal zeigt, dass Napoleon angeblich mit nur vier Stunden Schlaf vollauf zufrieden war, während Albert Einstein 14 Stunden Schlaf brauchte. Unabhängig davon, wie viel „ausreichend“ Schlaf in Zahlen ist, so ist eines klar: Der für den Körper als ausreichende Menge empfundene Schlaf ist wichtig. Die in Deutschland übliche, durchschnittliche Schlafdauer liegt zwischen sechs und acht Stunden.

Jedoch ist für einen wohltuenden Schlaf nicht nur die Dauer ausschlaggebend, sondern auch die Qualität des Schlafes. Dabei gilt: Durchschlafen ist gesund. Und: Ein kurzer, aber ruhiger Schlaf kann kräftespendender sein, als eine unruhige, lange Schlafphase. An dieser Stelle kann auch ein sich hartnäckig haltendes Gerücht ad acta gelegt werden, denn der Schlaf vor Mitternacht ist weder gesünder, noch effektiver.

Die gängigsten Lernthesen – und ihre professionelle Einordnug

  • Der perfekte Tagesrhythmus ist, tagsüber zu lernen. Das kann nicht pauschal für alle so gelten, denn zwar hilft die Lichtintensität am Tag, die Aufmerksamkeit zu steigern, aber Tagesrhythmen können durch unterschiedlichste Gründe voneinander abweichen, also kann der Tag nicht grundsätzlich zur effektiveren Lernzeit werden.
  • Das menschliche Gehirn ist vor dem Einschlafen besonders aufnahmefähig. Das ist richtig, denn laut Fachmann endet der Prozess der Informationsverarbeitung nicht mit dem Zuklappen des Buches. Wer langfristig Lernstoff im Gehirn archivieren will, muss die Informationen vom Hippocampus zur Großhirnrinde gehen lassen – und das passiert buchstäblich im Schlaf. Aber Achtung: Sieger beim Transfer in die Großhirnrinde sind emotional starke Inhalte. So kann ein aufwühlendes Gespräch mit dem Partner die Vokabeln davon abhalten, in der Großhirnrinde gespeichert zu werden.
  • Last-Minute-Pauken funktioniert schneller als Wochen im Voraus zu lernen. Biologisch betrachtet ist der sogenannte Frontallappen für die langfristigen Planungen im Gehirn zuständig. Das heißt auch, dass nach der Erkenntnis, dass eine rechtzeitige Planung der Lerneinheiten, selbst erst erlernt werden muss. Letztlich wird so auch Disziplin und Durchhaltevermögen trainiert. Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, langfristig zu lernen, um die Inhalte auch langfristig behalten zu können.
  • Ausreichend Bewegung ist wichtig, um Lernstoff zu behalten. Das ist auch richtig, denn durch Sport können Nervenzellen im Zwischenspeicher (dem unter Punkt 2 erwähnten Hippocampus) nachwachsen, es gelangt mehr Tryptophan ins Blut, was der Ausgangsstoff für Serotonin ist. Doch nicht nur biologisch betrachtet hilft Sport. Auch wer Lerninhalte gedanklich an sportliche Aktivitäten knüpft, kann sich diese besser wieder ins Gedächtnis zurückrufen.
  • Der Austausch über Lernstoff hilft, diesen zu behalten. Das ist korrekt, denn wer sich über ein Thema austauscht, der versieht ein Thema mit Emotionen. Und Emotionen, die auch in Gestik und Mimik sichtbar werden, helfen, den Lernstoff erinnerbar zu machen.

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