Stichwort: Selbstdarstellung. Darauf kommt’s an bei der mündlichen Prüfung.

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar

Wie sage ich was? Wie fange ich an? Was ziehe ich an? Fragen über Fragen, die rund um die mündliche Prüfung im Kopf herumspuken.

An der Tür prangt das Schild „mündliche Prüfung – bitte nicht stören“. Das Herz schlägt bis zum Hals. Im Magen grummelt es. Wird ein Schüler oder ein Student danach gefragt, was er am meisten fürchtet, so ist das in der Regel die mündliche Prüfung.

Der Grund: Der Prüfling steht förmlich ausgeliefert vor den Prüfern. Es gibt kein Blatt und keinen Stift zum Festhalten. Und: Mündliche Prüfungen scheinen unsystematischer abzulaufen – und damit die Prüflinge zunehmend zu verunsichern. Trotz allem zeigt sich, dass das „Horrorgespenst mündliche Prüfung“ oft in besseren Noten resultiert, als die schriftliche Prüfung. Im Folgenden sollen einige Tipps zur Selbstdarstellung während einer mündlichen Prüfung geliefert werden.

[WpProQuiz 3]

Hört ein Prüfling auf die Frage „wie stelle ich mich bei der mündlichen Prüfung dar?“ den gutgemeinten Ratschlag „selbstbewusst und gut vorbereitet“ ist diese Antwort oft nur ein müdes Lächeln wert. Wie soll Selbstbewusstsein dem Prüfer vorgegaukelt werden, wenn der Prüfling doch im Grunde genommen nur schnell und weit weglaufen möchte? Mit diesen Tipps klappt’s:

1.) Die Prüfung als Verkaufsgespräch

Sehen Sie eine Prüfung nicht als ein „Abhören“ sondern als ein „Verkaufsgespräch“ an. Verkauft werden soll in erster Linie das Wissen. Das heißt, dass dieses auch entsprechend gut strukturiert vorbereitet werden muss, um passgenau abgerufen zu werden.

Ein Beispiel aus dem Verkauf: Fragen Sie eine Verkäuferin in einer Bäckerei nach den Körnern, die im sogenannten „Mehrkornbrot“ verwendet wurden, so muss diese Ihnen sagen können, ob es aus Dinkelmehl, Weizenmehl oder aus einem anderen Korn besteht.

Ähnlich ist es auch bei der Prüfung. Frägt der Prüfer (=Kunde) danach, wie beispielsweise Photosynthese abläuft, möchte er eine qualifizierte Antwort. Betrachten Sie eine Prüfungssituation als ein Verkaufsgespräch, wird auch klar, wie der Inhalt dargeboten werden soll: strukturiert, klar formuliert, serviceorientiert. Geben Sie sich also serviceorientiert!

Lern-Tipp: Wer dies bereits bei der Prüfungsvorbereitung berücksichtigt und die Prüfungsinhalte entsprechend bündelt, dem fällt es leichter, diese zum Prüfungszeitpunkt auch entsprechend abzurufen.

2.) Hintergrundinformationen bieten Sicherheit

Wer sich bereits im Vorfeld einer Prüfung über die Rahmenbedingungen informiert, wird viel entspannter in die Prüfung gehen. Dabei sind Prüfungsort, -raum, -dauer, erlaubte Hilfsmittel, Anzahl der Prüfer und auch deren Persönlichkeit ebenso relevant wie der Prüfungsverlauf. Während die ersten Informationen rein faktenbasiert sind, kann es im Hinblick auf die Prüfer ein entscheidendes Kriterium sein, zu wissen, wie der Prüfer „tickt“.

Ein Beispiel: Wer weiß, dass ein Prüfer in 80 Prozent der Fälle im Prüfungsfach Geschichte eine historische Karte zu deuten vorlegt, der sollte viel Zeit mit einem historischen Atlas verbracht haben, um sich darauf vorzubereiten.

Lern-Tipp: Wer Besonderheiten im Prüfungsverlauf kennt (zum Beispiel, dass die Prüfung regelmäßig mit einem kurzen Vortrag eingeleitet wird), der sollte diese zum Leitbild in der Prüfungsvorbereitung machen und idealerweise bereits zwei oder drei Themen explizit so vorbereiten, wie sie „meistens“ abgefragt werden. Beim einleitenden Vortrag wird es den Prüflingen oft freigestellt, worüber sie zu Beginn referieren wollen, um sich „warmzureden“.

3.) Eine solide Vorbereitung hilft, selbstbewusst zu reagieren

Im Grunde gibt es für nahezu jede Prüfung einen verfügbaren Fragenkatalog in der Online- oder Offlinewelt – und den gilt es zu trainieren. Wichtigster Fokus sind dabei Teilbereiche des Themenspektrums, Fachbegriffe und Vertreter (Theoretiker oder Praktiker) des Themas. Das ist der Part der Prüfung, der zeigt, dass Sie gelernt haben – die „Pflicht“ also. Damit lässt sich eine Prüfung bestehen. Wer allerdings eine gute Note einheimsen möchte, der muss mehr bieten: Beispiele des Themas, Verknüpfungspunkte zwischen den Teilbereichen sowie eine Stellungnahme zu den Ansätzen der Vertreter sind also quasi die „Kür“ in der mündlichen Prüfung.

Ein Beispiel: Wer sich in einer Soziologie-Prüfung mit dem „Habitus“-Begriff auseinandersetzt, der kommt nicht umhin, sich mit den Theoretikern Norbert Elias und Pierre Bourdieu auseinanderzusetzen. Dabei den jeweiligen Lebenslauf und die Begriffsdefinition auswendig zu lernen, ist die Möglichkeit, die Prüfung zu bestehen. Wer allerdings beide Ansätze in Bezug setzen kann und darüber hinaus noch eine eigene Meinung zu diesem Thema hat, kann eine sehr gute Note erhalten.

Lern-Tipp: Wer verschiedene Inhalte nicht nur lernen möchte, sondern auch zueinander in Bezug setzen will, der sollte auch das Lernmaterial entsprechend gestalten. Führen Sie unter Theorie und Vita der Soziologen einen Punkt ein unter dem sie Vergleiche zu anderen ziehen – und auch Abgrenzungen zu anderen Soziologen deutlich machen.

Exkurs: Die Sache mit dem Dresscode

Keine Panik wegen dem Dresscode bei einer Prüfung! Es sollte lediglich ordentlich, dezent und viellleicht ein wenig schicker sein als sonst.

Im Grunde genommen sollte es ja allein um die Inhalte gehen, auf die Sie sich im günstigsten Fall perfekt vorbereitet haben und aus jeder Fragerichtung fachlich hervorragend beantworten können. Darüber welchen Stellenwert das Outfit bei einer mündlichen Prüfung hat, scheiden sich offensichtlich die Geister: Es gibt kein richtig oder falsch, allerdings gibt es einige Tipps, die Sie bei der Wahl des Outfits am Tag der mündlichen Prüfung beachten sollten.

  • Wohlfühlkleidung ja. Schlabberlook nein. Das ist oberste Prämisse, wenn es um die Kleidungswahl am Tag der mündlichen Prüfung geht. Das heißt, dass Sie sich ein Outfit aussuchen müssen, in dem Sie sich wohl und nicht verkleidet fühlen. Wer dabei sofort zur Jogginghose greifen würde, wird nun enttäuscht sein, denn die Wohlfühlkleidung sollte dezent, ordentlich und etwas schicker als sonst sein.
  • Fällt das Outfit nicht auf, ist das das beste Zeugnis. Kann sich der Prüfer im Anschluss an die Prüfung nicht mehr an das Outfit des Prüflings erinnern, so hat der Prüfling alles richtig gemacht. Denn grundsätzlich gilt: Das Outfit darf nicht aufdringlich sein oder gar von der Prüfung ablenken. Das heißt für die Frauen: kein greller Lidschatten, keine tief ausgeschnittenen Tops und auch keine klimpernden Armreifen.

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