Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar
Die Berufsbezeichnung Bankkaufmann darf eine Person führen, die eine Ausbildung in einem Kreditinstitut absolviert und die Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer erfolgreich abgelegt hat. Irreführenderweise ist ein Bankkaufmann jedoch im Sinne des Handelsgesetzbuches kein Kaufmann, sondern ein Kaufmannsgehilfe.
[WpProQuiz 57]
Ein Bankkaufmann kann in allen Geschäftsbereichen von Banken, Direktbanken, Girozentralen, Sparkassen und Bausparkassen, an der Börse und im Wertpapierhandel oder auch bei Versicherungen oder Immobilienvermittlern tätig werden. Zu den Hauptaufgaben eines Bankkaufmannes gehört die Bearbeitung von Auf- und Anträgen, die Beratung der Kunden sowie die Vermittlung und der Verkauf von sämtlichen Finanzprodukten, angefangen bei Konten, Geldanlagen und Krediten bis hin zu Baufinanzierungen und Versicherungen.
Die Ausbildung zum Bankkaufmann
Die bundesweit geregelte Ausbildung zum Bankkaufmann wird in erster Linie in Form einer dualen Ausbildung im Kreditgewerbe angeboten, allerdings ist auch eine schulische Ausbildung möglich. Im Regelfall dauert die Ausbildung drei Jahre, verfügt der angehende Bankkaufmann allerdings über den Realschulabschluss und erzielt er gute Zwischennoten, kann die Ausbildungsdauer um ein halbes Jahr verkürzt werden. Bei Auszubildenden mit Abitur ist zudem auch eine Verkürzung der Ausbildungszeit auf zwei Jahre möglich. Ihr Ende findet die Ausbildung in der Abschlussprüfung, die vor der IHK abgelegt wird.
Die Abschlussprüfung gliedert sich in zwei Teile
Die Abschlussprüfung setzt sich aus einem schriftlichen und einem mündlichen Prüfungsteil zusammen. Im Rahmen des schriftlichen Prüfungsteils werden die Fächer Bankwirtschaft, Rechnungswesen und Steuerung sowie Wirtschafts- und Sozialkunde geprüft, der mündliche Prüfungsteil befasst sich mit dem Fach Kundenbetreuung.
- Die Prüfungsfragen im Fach Bankwirtschaft behandeln Themen wie Kontoführung, Zahlungsverkehr, Geld- und Vermögensanlagen und das Kreditgeschäft. Die Prüfungsaufgaben im Fach Rechnungswesen verfolgen das Ziel, in Erfahrung zu bringen, ob der Prüfling die Zusammenhänge zwischen Rechnungswesen und Steuerung verstanden hat und entsprechend umsetzen kann. Die Wirtschafts- und Sozialkunde kümmert sich um wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge im Allgemeinen, beispielsweise im Hinblick auf das Arbeitsrecht- und Wirtschaftrecht oder wirtschaftliche und soziale Strukturen.
- Insgesamt geht es bei der Abschlussprüfung darum, zu ermitteln, ob der angehende Bankkaufmann künftig den Anforderungen des Berufsalltags als eigenständig arbeitender Bankkaufmann gerecht werden kann. Insofern wird nicht nur reines Grundlagenwissen abgefragt, sondern zeitgleich auch überprüft, ob der Prüfling diese Inhalte verstanden hat und anwenden kann. Dazu werden in den meisten Fällen praxisbezogene Aufgaben gestellt. Das bedeutet, es wird eine typische Arbeitssituation geschildert, aus der sich die Fragestellung ergibt und bei der der Prüfling unter Beweis stellen kann, dass er ein Problem erkennt und entsprechende Lösungsvorschläge entwickeln kann.
- Werden die Prüfungsfragen als Multiple-Choice-Fragen gestellt, ist es sehr wichtig, die Formulierungen genau zu lesen und gelöste Aufgaben nicht wieder und wieder zu korrigieren, selbst wenn sich beim späteren Durchlesen Unsicherheit einstellen sollte. Diese Unsicherheit ist ein häufiges Phänomen bei Auswahlfragen, wobei die erste Antwort in den meisten Fällen die richtige Lösung darstellt. Sofern Fragen mit eigenen Worten beantwortet werden müssen, sollten nach Möglichkeit immer Fachbegriffe verwendet werden. Es reicht allerdings aus, sich auf die Angaben, die laut Aufgabenstellung gefordert sind, zu beschränken. Bei Rechenaufgaben ist es ratsam, auch Zwischenschritte zu notieren, damit zumindest der richtige Lösungsweg noch bewertet werden kann, falls ein Rechenfehler unterlaufen sein sollte.
Der mündliche Prüfungsteil beinhaltet ein maximal zwanzigminütiges Beratungsgespräch. Hierzu kann der Prüfling eine aus zwei Aufgaben auswählen. Bei dem Beratungsgespräch geht es in erster Linie darum, zu zeigen, dass ein Gespräch mit einem Kunden systematisch und auf die Situation bezogen geführt werden kann. Das bedeutet in anderen Worten ausgedrückt, dass es darum geht, die Wünsche und Bedürfnisse eines Kunden zu erkennen, ein geeignetes Produkt auszuwählen, zu erläutern und letztlich zu verkaufen.
10 Testfragen aus der Abschlussprüfung Bankkaufmann die Sie auf jeden Fall richtig beantworten sollten
1. Bitte vermerken Sie, in welchem Land die jeweils aufgeführte Währung Zahlungsmittel ist.
a) Litas = __________________________________
b) Zloty = __________________________________
c) Leu und Ban = _____________________________
d) Lats = ___________________________________
2. Frau Petra Müller unterrichtet Sie am 05.07. davon, dass ihr Ehemann Max Müller am 22.06. verstorben ist. Ihrem Kreditinstitut war nicht bekannt, dass Herr Müller verstorben war. Neben der Sterbeurkunde legt Ihnen Frau Müller ein handgeschriebenes und von beiden Ehepartner unterschriebenes Testament vor, aus dem hervorgeht, dass Frau Müller als Alleinerbin benannt ist. Für den Fall, dass beide Eheleute verstreben, sieht das Testament vor, dass die Enkel Daniel, Markus und Stefan jeweils 10.000 Euro erhalten und das restliche Bargeld an die beiden Töchter Paula und Maria aufgeteilt werden soll. Ihr Kreditinstitut führt zwei Konten für Max Müller. Das Girokonto weist am Todestag einen Kontostand von 1563,87 Euro H und das Sparkonto einen Kontostand von 1985,71 Euro H auf. Frau Müller führt keine Konten bei Ihnen. Frau Müller möchte die Konten Ihres verstorbenen Mannes nun auf ihren Namen umschreiben lassen. Ist dies möglich?
a) Ja, denn die vorgelegten Unterlagen reichen aus.
b) Die vorgelegten Unterlagen reichen si nicht aus. Eine Umschreibung ist jedoch möglich, wenn eine Vollmacht über den Tod hinaus für Frau Müller eingetragen ist.
c) Eine Umschreibung der Konten setzt voraus, dass Frau Müller eine Erbschaftsvollmacht der Personen vorlegt, die im Testament benannt sind.
d) Für eine Umschreibung wird eine beglaubigte Abschrift des Testaments mit dem Eröffnungsprotokoll benötigt.
3. Da die die Summe der Guthaben von Herr Müller über der anzeigepflichtigen Freigrenze liegt, muss eine Meldung bei der Erbschaftsteuerstelle des zuständigen Finanzamtes eingereicht werden. Bis wann?
a) bis zum 21.07., da Herr Müller am 22.06. verstorben ist
b) bis zum 04.08., da Sie am 05.07. über den Tod informiert wurden
4. Die Barreserve eines Kreditinstitutes beträgt 8%, das Eigenkapital in Höhe von 6,2 Mio. Euro macht 3,2% der Bilanzsumme aus. Wie hoch ist die Barreserve des Kreditinstitutes?
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5. Welche Aussage zu Bundesschatzbriefen ist so nicht richtig?
a) Die Laufzeit von Bundesschatzbriefen des Typs A beträgt sechs Jahre. Am Ende jedes Laufzeitjahres werden die Zinsen ausgezahlt und sind zum Zeitpunkt der Zinszahlung steuerpflichtig.
b) Die Laufzeit von Bundesschatzbriefen des Typs B beträgt fünf Jahre. Die Zinsen werden erst am Ende der Laufzeit zusammen mit der Rückzahlung des Nennwerts ausgezahlt, wodurch der Gesamtbetrag der Zinsen bei Fälligkeit steuerpflichtig ist.
c) Die Zinssätze der Wertpapiere steigen progressiv.
d) Bundesschatzbriefe als festverzinsliche Wertpapiere des Bundes werden nicht an der Börse gehandelt.
6. Welche Aussage zu Verbraucherdarlehensverträgen ist so nicht richtig?
a) Die Regelungen der Paragraphen 491 ff. BGB gelten nicht, wenn der Nettodarlehensbetrag unter 200 Euro liegt.
b) Dem Verbraucher steht ein Widerrufsrecht nach § 355 BGB zu.
c) Der Abschluss eines Verbraucherdarlehensvertrages kann in elektronischer Form erfolgen.
d) Der Vertrag muss Angaben über die Kosten einer Restschuld- oder anderen Versicherungen, die im Zusammenhang mit dem Vertrag abgeschlossen werden, enthalten.
7. Was besagt die sogenannte Goldene Bankregel?
a) Rückzahlungsdatum oder Verfügungsdauer des Kapitals sollten sich mit dem Rückflusszeitpunkt decken; Höhe und Fälligkeit der gewährten Kredite sollten also den Einlagen entsprechen, die dem Kreditinstitut zur Verfügung stehen.
b) Langfristig gebundenes Vermögen sollte durch langfristiges Kapital gedeckt sein, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden.
c) Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital zusammengenommen und durch das Anlagevermögen dividiert, sollten einen Wert von größer oder gleich 1 haben.
d) Das Eigenkapital sollte mindestens so hoch sein wie das Fremdkapital.
8. Wie heißt der offiziell berechnete Tagesgeldzinssatz für den Euro?
a) Euribor
b) EONIA
c) Libor
d) Diskontsatz
9. Wie viele Werktage beträgt der gesetzliche Mindesturlaub für einen 17-jährigen Auszubildenden?
a) 24
b) 25
c) 27
d) 30
10. Was steckt hinter der Abkürzung SEPA?
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Antworten:
1. a) Litauen; b) Polen; c) Rumänien oder Moldawien; d) Lettland
2. d
3. b
4. 15,5 Mio. Euro; Bilanzsumme = 6,2 : 3,2 x 100; 8% von 193,75 Mio. Euro
5. b
6. c
7. a
8. b
9. c
10. Single Euro Payments Area = Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum