Wer Prüfungsangst als Krankheit begreift, brauchte eine Therapie

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar

Prüfungsangst als KrankheitKrankheiten können auf ganz unterschiedliche Art und Weise therapiert werden.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang eine verlässliche Anamnese, die offen legt, welche Art von Prüfungsangst den Patienten quält, wann sich welche Symptome zeigen und wie intensiv diese sind. Wurden diese Fragen geklärt, kann ein Fachmann aus einem breiten Portfolio an Prüfungsangst Therapien die Passende auswählen.

Die schnelle Variante: Medikamente als Prüfungsangst Therapie

Eins vorweg: Wie bei jeder Prüfungsangst Therapie gibt es Befürworter und Kritiker. Positiv zu Gute gehalten wird Medikamenten die rasche Wirkungsweise. Doch Antidepressiva, Beruhigungsmittel und Betablocker können nicht selten ungewünschte Nebenwirkungen mit sich bringen und stehen unter einem nicht ganz unbegründeten Verdacht, abhängig zu machen. Darüber hinaus bekämpfen Medikamente in aller Regel nur die Symptome, packen das Problem der Prüfungsangst jedoch nicht an der Wurzel. Sie sind eher lindernd als heilbringend.

Wer anstatt chemischer Medikamente auf homöopathische Mittel wie Globuli und Co. setzt, hat zwar weitaus weniger Nebenwirkungen zu befürchten, jedoch zählt die Homöopathie nicht zu den schnellen Methoden der Symptomlinderung. Homöopathische Mittel müssen über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, um ihre Wirkung zu erzielen. Auch sie lindern nur die Symptome.

Die langfristigste Prüfungsangst Therapie heißt: ein gesundes Leben

Wenn in einem Haushalt Kaffee, Energy-Drinks und Cola die einzigen flüssigen Möglichkeiten sind, seinen Durst zu stillen, läuft hier ebenso viel falsch, wie wenn Pizza, Burger und andere Fast Food-Varianten die einzigen Bestandteile des Essensplanes sind. Kommen dann noch Alkohol und Zigaretten dazu, um „runterzukommen“, läuft hier etwas ganz gewaltig schief, denn wer seinen Körper derart vergiftet, kann keine wachen Gehirnzellen haben, die eine Prüfung bestehen lassen.

Bewegung, frische Luft, gesundes Essen und wenn's ernst wird ein paar Entspannungsübungen - so lässt sich jede Prüfung meistern.
Bewegung, frische Luft, gesundes Essen und wenn’s ernst wird ein paar Entspannungsübungen – so lässt sich jede Prüfung meistern.

Ausreichend Schlaf verhindern den Griff zu übermäßig viel Kaffee und auch Energy-Drinks sind so nicht mehr nötig. Gemüse und Obst statt Pommes und Schokolade helfen nicht nur dem Organismus sich frisch zu fühlen, sie wirken sich auch auf das Gesamtwohl aus – und zaubern einen gesunden Teint auf die Wangen. Wer zum vitalen Aussehen noch regelmäßig Sport treibt und Entspannungsphasen mit Yoga, Mediation oder progressiver Muskelentspannung einleitet, braucht keine klassische Therapie gegen Prüfungsangst, sondern hat genug Elan, um sich so gut vorzubereiten, dass (psychisch unbegründete) Angst gar nicht mehr nötig ist.

Therapieformen gegen Prüfungsangst

Wem Medikamente nicht nachhaltig genug sind, ein gesunder Lebensstil aber auch nicht hilft, Panikattacken pünktlich zum Prüfungsbeginn zu minimieren, der muss auf professionelle Hilfe setzen. In der Regel liegen dann nämlich die Gründe für die Prüfungsangst im Inneren tief verwurzelt – und müssen in Gesprächen zunächst zutage gefördert und analysiert werden. Üblich sind dann die Therapieformen der kognitiven Verhaltenstherapie. Dazu zählen:

  • Kognitive Techniken um negative Denkansätze ins Positive zu wenden.
  • Die Konfrontation mit Reizen, um per Desensibilisierung und Reizüberflutung negative Reize ihrer Grundlage zu berauben.
  • Operante Verfahren setzen auf das Konditionierungsmodell: Positives wird belohnt, Negatives wird bestraft.
  • Die Modell-Therapie setzt beim natürlichen Verhalten des Menschen an, andere nachzuahmen.
  • Begleitend zu den genannten Therapien werden gezielt Kompetenzen aufgebaut, die vernachlässigt oder gar noch nie richtig ausgebildet waren.

Trendreport: „Wingwave“ als Therapie gegen Prüfungsangst

„Wingwave“, was als Synonym für „Geistesblitz“ und „tolle Idee“ zu verstehen ist, wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelt und hat seinen Ursprung in Hamburg. Anwendung kann die Therapiemethode sowohl im klassischen Prüfungsbereich wie auch als Coaching-Methode für Führungskräfte oder gar für Sportler finden. Fünf Sitzungen sind in der Regel nötig, um Ängste und Stress abzubauen und Kreativität aufzubauen. Menschen, die sich dieser Therapie unterzogen haben, sind auch langfristig stabiler in Konfliktsituationen geworden.

„Wingwave“ fußt auf drei Säulen:

  • dem O-Ringtest-Muskeltest
  • der Winke-Winke-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing)
  • Methoden aus dem NLP, dem neurolinguistischen Programm

Der Muskeltest ist Einstieg und erstes Diagnose-Instrument zugleich, denn während die Kraft der Muskeln dabei getestet wird, wenn Zeigefinder und Daumen einen Ring bilden, zeigt sich oft ein emotionales Problem – dann nämlich, wenn die Kraft bei bestimmten Reiz-Aussagen zu schwächeln beginnen. Die Reaktion der Muskeln wird so zum Maßstab des Coaching-Prozesses. Hinter der Winke-Winke-Therapie verstecken sich Ansätze der Reiztherapie, denn der Patient muss sich in die in der Vergangenheit Stress auslösende Situation zurückversetzen – und dabei dem winkenden Coach folgen. Die Winke-Winke-Therapie ist indes nichts Neues, sondern eine bewährte Therapieform bei Traumas und Belastungsstörungen.

Der finanzielle Aspekt: Welche Therapien zahlt die Krankenkasse?

Nicht alle, aber doch einige Therapien gegen Prüfungsangst werden in einem bestimmten Rahmen von den Krankenkassen finanziert.
Nicht alle, aber doch einige Therapien gegen Prüfungsangst werden in einem bestimmten Rahmen von den Krankenkassen finanziert.

Grundsätzlich zahlen Krankenkassen anerkannte Therapieverfahren, die zum jeweiligen Krankheitsbild passen. Dazu zählen die folgenden Therapiemethoden:

  • die analytische Psychotherapie: Im Gespräch werden unverarbeitete Konflikte und Traumas herausgearbeitet und Lösungsansätze zur Bewältigung konstruiert. Diese Therapieform ist vergleichsweise aufwendig. 300 Stunden werden seitens der Krankenkassen finanziert.
  • die tiefenpsychologische Psychotherapie: Der Unterschied zur analytischen Psychotherapie liegt in der Aktualität, die den psychischen Konflikten unterstellt wird. Ausgangspunkt ist die Gegenwart. Ziel ist es, durchaus mit Rückblick auf die individuelle Vergangenheit aktive Konfliktbewältigung betreiben zu dürfen. 100 Stunden werden seitens der Krankenkasse finanziert.
  • die Verhaltenstherapie: Zentraler Bestandteil ist die bereits erwähnte Konfrontation mit den Situationen, in denen die Angst ausbricht. Neue Verhaltensmuster werden antrainiert mit dem Ziel, alte zu ersetzen. 80 Stunden werden seitens der Krankenkasse finanziert.

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