Prüfungsangst bei Kindern – ein Resultat unsicherer Eltern?

Aktualisiert am 1. Februar 2023 von Ömer Bekar

Die Ergebnisse der Eltern-Studie 2015 sind alarmierend: Vor allem der selbst gestellte Druck sei hoch. Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat im Auftrag der Zeitschrift „Eltern“ die Einschätzung zur Erziehungsarbeit abgefragt.

Viele der befragten Eltern erklärten, dass sie sich selbst in punkto Erziehung stark unter Druck setzen – und die Erwartungen im Vergleich zur eigenen Kindheit enorm gestiegen seien. Der Grund: Änderungen in der Gesellschaft und in Erziehungsmethoden.

Drei Viertel der Frauen, die im Rahmen der Eltern-Studie 2015 befragt wurden sind gelegentlich oder häufig mit der Erfüllung ihrer Rolle unzufrieden. Zwei Drittel der Väter vermuten, dass sie ihrer Vaterrolle nicht gerecht würden. Bei den Kindern kommt es so zumindest nicht an, zeigt eine Befragung von Sechs- bis Zwölfjährigen, die mit über 90 Prozent Zustimmung angaben, ihre Eltern seien die weltbesten Eltern, bei denen sie sich immer wohl und auch sicher fühlten und die sie so lieben, wie sie sind. Doch warum zweifeln die Eltern so sehr an sich selbst?

Der Zeitdruck sei wohl dafür verantwortlich gaben 62 Prozent der befragten Eltern an. Viele (38 Prozent) können nicht auf Familienmitglieder und Verwandte in der näheren Umgebung bauen und auch die kinderunfreundliche Umgebung wird oft genannt (37 Prozent). Negativ verstärkt würde der Druck auf durch ein Überangebot an potentiellen Informationen, Ratgebern und Hinweisen zur Kindererziehung, die förmlich befolgt werden müssen, um als „gute Eltern“ zu gelten. So wächst auch die Angst die Eltern, eine Fehlentscheidung zu treffen. Dazu komme noch der Bildungsdruck, der durch Studien wie Pisa und Co. noch zusätzlich verstärkt wird.

Der Prüfungsangst Selbsttest

Ob sich die Angst der Eltern auf die Kinder auswirkt und vielleicht sogar in einer Prüfungsangst gipfelt, kann ein Selbsttest in Erfahrung bringen.

Dabei sollten Eltern den folgenden Fragenkatalog beantworten:

  • Möchte sich Ihr Kind regelmäßig Prüfungssituationen entziehen?
  • Mehren sich die Fehlzeiten Ihres Kindes?
  • Mehren sich die Einträge der Lehrkräfte, dass Hausaufgaben vergessen wurden?
  • Leidet Ihr Kind vor Klassenarbeiten oft unter Schlaflosigkeit und körperlichen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen?
  • Ist Ihr Kind vor Klassenarbeiten auffällig und ungewöhnlich sorgenvoll, nervös und unkonzentriert?
  • Fällt Ihnen eine altersuntypische Unlust auf?
  • Ist Ihr Kind schnell genervt oder gar aggressiv, wenn Schulthemen besprochen werden?
  • Neigt Ihr Kind dazu, schnell aufzugeben und redet es sich selbst ein, eine Aufgabe nicht erfolgreich bewerkstelligen zu können?
  • Bringt Ihr Kind schlechte Noten nach Hause, obwohl es viel gelernt hat und Sie beim Abfragen selbst erkannt haben, dass Ihr Kind den Schulstoff beherrscht und auch nichts anderes in der Prüfung abgefragt wurde?
  • Berichtet Ihr Kind weniger und wenn dann eher gedrückt von der Schule?

Um Prüfungsangst bei Kindern festzustellen ist Beobachtungsgabe gefragt. Auch müssen Eltern gut zuhören können und auch mal zwischen den Zeilen lesen können. Wer viele der oben gelisteten Fragen mit einem „ja“ beantwortet hat, bei dem liegt der Verdacht nahe, dass eine Lernblockade oder gar Prüfungsangst vorliegt.

Besteht der Verdacht, ist besonnenes Handeln gefordert. Wichtig ist nun, das Problem anzuerkennen, ohne Schuldige zu suchen. Ein Kind darf nicht noch mehr Angst bekommen, sondern muss sich auf seine Eltern insofern verlassen können (und auch so viel Vertrauen in seine Eltern haben), dass es weiß: Meine Eltern können mir helfen. Wichtig ist, eine positive Grundstimmung zu kreieren. Ihr Kind muss merken, dass es Lösungsmöglichkeiten gibt und sich darin bestärkt fühlen, dass es sehr wohl „gut“ ist, auch wenn sich das gerade nicht an den Noten zeigt. Ist das Problem erst erkannt und wurde offen darüber gesprochen, ist es bei Kindern mit Prüfungsangst nicht zielführend, sie immer wieder mit der Situation und auch mit der Problematik zu konfrontieren. Ein positives Ziel ist hier die sinnvollere Variante.

Tipps gegen Prüfungsangst bei Kindern

Prüfungsangst ist kein Grund zu verzweifeln, aber es besteht Handlungsbedarf.
Prüfungsangst ist kein Grund zu verzweifeln, aber es besteht Handlungsbedarf.
  1. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Angst nichts per se Schlechtes ist, sondern wichtig, um in Gefahrensituationen besonnen zu reagieren. Erst wenn Angst in Panik und Hektik ausartet, kann sie kontraproduktiv sein.
  2. Ist ein Kind durchgehend in allen Fächern schlecht, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass es auf der falschen Schule ist. Ein Schulwechsel kann helfen, den Bann zu brechen. Schreibt ein Kind nur in bestimmten Fächern schlechte Noten, ist das ein Zeichen für unterschiedliche Begabungen. Punktuelle Nachhilfe kann hier helfen.
  3. Die Reaktion der Eltern ist von essentieller Bedeutung. War das Kind fleißig und hat trotzdem schlechte Noten bekommen, müssen Eltern aufbauen, trösten und motivieren. Mangelhafte Leistungen regelmäßig nachzutragen, schwächt das ohnehin angeknackste Selbstvertrauen nur zusätzlich.
  4. Besteht der Verdacht auf Prüfungsangst, ist ein Austausch zwischen Eltern und Lehrern dringend nötig.
  5. Eine rechtzeitige und gründliche Prüfungsvorbereitung hilft dabei, den Lernstoff in Ruhe zu pauken und verhindert Stress und Hektik. Auch muss die Prüfungsvorbereitung strukturiert erfolgen. Neben dem Abstecken des Prüfungsstoffes ist es darüber hinaus wichtig, Bereiche auszumachen, in denen noch Defizite bestehen und diese noch einmal explizit zu wiederholen.
  6. Am Tag vor der Prüfung gilt: Wiederholung ist erlaubt. Neue Themen am Tag vor der Prüfung zu büffeln, verstärkt nur die Prüfungsangst.
  7. Prüfungsvorbereitung heißt auch: Alle Unterlagen beisammen zu haben und während der Prüfung die richtige Reihenfolge einzuhalten. Tipp: Zuerst kommen die Aufgaben dran, die einem besonders leicht von der Hand gehen.
Den Selbsttest und die Tipps gegen Prüfungsangst als PDF downloaden

 

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